Europa, wach auf: Trump frühstückt deine KI-Daten
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Ich will keine Panik verbreiten, aber eines weiß ich sicher: Alles, was du heute in eine US-Cloud lädst, kann morgen schon auf einem Schreibtisch in Washington liegen. Es geht nicht um die coole KI-Technologie hinter der Software, sondern um deine alltäglichen Daten. Die gute Nachricht: Es gibt einen Ausweg!
Und der beginnt bei Anna. Sie ist HR-Managerin bei einer niederländischen Behörde. Wie so viele andere verlässt sich ihre Organisation seit Jahren auf bekannte Plattformen wie Microsoft und Google – Dienste, die über amerikanische Clouds laufen. Sarahs LMS-Dashboard (Learning Management System) zeigt übersichtlich den Lernfortschritt, Noten und Zertifizierungen von über 1700 Mitarbeitenden. Alles scheint in Ordnung.
Was Anna nicht sieht: Alle diese personenbezogenen Daten – von Kompetenzen bis zu Testergebnissen – unterliegen rechtlich der US-Gesetzgebung. Ihr LMS stammt von einem amerikanischen Anbieter. Ohne es zu merken, liefert sie täglich ihre digitalen Kronjuwelen aus. Und sie ist nicht allein: Regierungen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen setzen massenhaft auf US-Infrastruktur – mit allen Risiken.
Anna steht sinnbildlich für alle, die KI- oder SaaS-Tools nutzen, die auf amerikanischen Clouds laufen. Ihre Geschichte zeigt, wie verwundbar deine Daten sind – und wie Trump 2.0 diese Bedrohung noch verschärft. Doch es gibt europäische Alternativen, wenn du die Kontrolle behalten willst.
Trump 2.0 – warum das Risiko jetzt explodiert
Seit Januar 2025 ist Donald Trump wieder im Weißen Haus. Seine America-First-Agenda läuft auf Hochtouren. Innerhalb von sechs Wochen führte er 25 % Zölle auf europäischen Stahl und Aluminium ein und belegte fast alle EU-Waren mit einem 10 % Zoll. Nur einen Monat später bezeichnete er die EU als „in vielerlei Hinsicht schlimmer als China“ und drohte mit weiteren Maßnahmen, falls Brüssel sich nicht fügt. Kurz darauf ruderte er teilweise zurück. Doch das Vertrauen in die USA als verlässlichen Partner schwindet schnell.
Diese Unberechenbarkeit wirkt sich direkt auf deine Daten aus. Wenn Handelskonflikte eskalieren, bleibt Washington ein starkes Druckmittel: extraterritoriale Daten-Gesetze. Der CLOUD Act und FISA §702 gewähren der US-Regierung Zugriff auf jede einzelne Datei in einer US-Cloud. Und bei einem Präsidenten, der Handel als Waffe nutzt, ist der Weg nicht weit, diese Gesetze strategisch einzusetzen – zum Beispiel, um europäische Unternehmen unter Druck zu setzen
“Nutzt ihr LMS eine US-Cloud, ist ihre HR-Datenbank nicht nur juristisch gefährdet, sondern auch ein Druckmittel in Trumps nächstem Handelskrieg.”
KI und Daten: Innovation mit einem Preis
Im geopolitischen Reality-TV des Jahres 2025 ist Datensouveränität keine Luxusfrage mehr – sie ist eine Grundvoraussetzung. Laut McKinsey setzen bereits 78 % aller Unternehmen weltweit KI ein. Gut für die Produktivität, aber: Deine HR-Daten werden dabei oft als Trainingsmaterial für Algorithmen verwendet, die du nicht kontrollieren kannst. Wie Apple-CEO Tim Cook einmal sagte: „Wenn du nicht für das Produkt zahlst, bist du das Produkt.“
Für Sarah ist das besonders bitter. Ihr LMS enthält nicht nur Videos und Multiple-Choice-Tests, sondern dokumentiert auch Ergebnisse, Lernverhalten, Zertifizierungen und manchmal psychometrische Daten. Werden diese Daten in ein generatives KI-Tool eines US-Anbieters eingespeist, kann der Anbieter sie nutzen, um sein Modell zu verbessern – auch für deine Konkurrenz.
Ihre Lerndaten sind nicht nur Schulungsinhalte, sondern auch Treibstoff für fremde KI.
US-Gesetze: Die unsichtbare Hand über deinen Daten
wei Gesetze bestimmen über deine Cloud: der CLOUD Act und FISA §702. Beide verpflichten US-Anbieter zur Herausgabe von Daten – selbst wenn die Server physisch in Berlin, London oder Amsterdam stehen. Im April 2024 verlängerte der US-Senat §702 bis 2026 und weitete ihn aus: Jedes US-Unternehmen kann nun zur Zusammenarbeit bei Überwachungsmaßnahmen verpflichtet werden.
Dank des Datenschutzaktivisten Max Schrems wurde das Privacy Shield für ungültig erklärt. Dieses Abkommen sollte sicherstellen, dass personenbezogene Daten von Europäern bei der Übertragung in die USA ausreichend geschützt sind. Stattdessen gibt es nun das Data Privacy Framework. Es soll garantieren, dass Datenübertragungen in die USA mit der DSGVO vereinbar sind. Schrems sagte treffend: „EU-Recht verlangt Datenschutz, US-Recht verlangt Überwachung – das passt nicht zusammen."
“Eine einzige Vorladung reicht – und ihre LMS-Daten landen in Washington, auch wenn die Server in Berlin stehen.”
Die harten Zahlen
100 % – US-Gesetze (CLOUD Act & FISA §702) ermöglichen vollen Zugriff auf Daten in US-Plattformen.
60 % – Unternehmen ohne klares KI-Nutzungsmodell oder ohne Wissen darüber (KPMG, 2024).
3–5 Jahre – Rückstand Europas bei sicherer KI-Infrastruktur (Competitiveness Compass 2025).
EU-Gesetzgebung: Die KI-Verordnung als Chance (und Herausforderung)
Die europäische KI-Verordnung wurde 2024 verabschiedet und wird ab August 2025 schrittweise umgesetzt. Sie unterteilt KI-Systeme in vier Risikoklassen: unzulässig, hoch, begrenzt und minimal. HR-Anwendungen wie Bewerber-Tools oder LMS fallen meist unter „hohes Risiko“, insbesondere bei Bewertung oder Beförderungsentscheidungen.

Was das für dich bedeutet:
Dokumentationspflicht – Du musst nachweisen, welches Modell du nutzt und welche Daten du einpflegst.
Transparenz – Mitarbeitende müssen wissen, wann sie mit KI interagieren.
Bußgelder – Bis zu 30 Millionen Euro oder 6 % des weltweiten Umsatzes.
Klingt hart? Ist es auch. Vor allem, weil die Durchsetzung erst ab 2027 beginnt. Bis dahin bist du auf dich allein gestellt.
Aber es gibt auch Chancen.
Anna muss intern Alarm schlagen und zeigen, dass ein europäisches, DSGVO-konformes LMS entscheidend ist. Das schafft Vertrauen bei Datenschutzbeauftragten – und verhindert hektische Migrationen später. Ursula von der Leyen sagt es oft: „In Europa steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht der Marktanteil.“ Und für dich als HR-Managerin sind diese Menschen deine Mitarbeitenden.
Wenn sie jetzt auf ein europäisches LMS umsteigt, spart sie sich später eine überstürzte Migration.
Alles aus Europa: Ja, es geht auch anders
Absolute Sicherheit gibt es nicht – aber wenn du Risiken minimieren willst, solltest du deine Daten in Europa hosten. Diese Kriterien sollten für jedes SaaS-System gelten:
Rechenzentrum in der EU
ISO 27001 & NEN 7510 zertifiziert
Keine Unterwerfung unter CLOUD Act / FISA §702
Logdaten werden nach der Verarbeitung automatisch gelöscht
Vergleich: LMS-Anbieter und Datenrisiken
Ausgangspunkt: drei einfache Prüffragen — Wo befinden sich die Daten? Unterliegen wir dem CLOUD Act/FISA? Sind die Bedingungen klar? Die folgende Tabelle zeigt auf einen Blick, dass ein grüner Haken beim Serverstandort wenig bedeutet, wenn der Anbieter amerikanisch ist.

Dasselbe Muster gilt für alle US-basierten SaaS-Tools – von Bewerbermanagementsystemen bis hin zu Projektmanagementsoftware. Das Gesetz folgt dem Unternehmen, nicht dem Server.
Beliebte HR-Plattformen im Überblick
Viele Organisationen – auch die von Anna – setzen auf integrierte HR-Suiten. Die folgende Tabelle zeigt das Mutterunternehmen und das Herkunftsland einiger weit verbreiteter Systeme, damit du sofort erkennst, ob deine HR-Daten unter die US-Gerichtsbarkeit fallen könnten.

*SAP ist ein deutsches Unternehmen, betreibt die SuccessFactors-Cloud aber teilweise über US-Rechenzentren. Prüfe immer, wo deine Daten tatsächlich gespeichert werden und wer darauf zugreifen kann.
Digitale Souveränität – warum es uns alle betrifft
Technologie ist Geopolitik. Wenn Annas HR-Daten auf Trumps Schreibtisch landen, sind ihre Mitarbeitenden nur noch Spielsteine in einem Machtkampf. EU-Kommissarin Margrethe Vestager brachte es auf den Punkt: „Wer Daten kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.“ Und diese Zukunft ist nicht abstrakt – sie ist der Performance-Report deines Teamleiters oder das Logbuch eines nicht bestandenen Sicherheitskurses.
Digitale Autonomie beeinflusst Mitarbeitendenbindung, Arbeitgebermarke und deine Lizenz zum Datensammeln.
Fazit
Du stehst am Scheideweg: Willst du weiterhin blind auf US-KI-Infrastruktur setzen – oder entscheidest du dich für europäische Autonomie? Für Sarah ist die Antwort klar: Sie muss heute noch mit einem Proof-of-Concept für ein EU-gehostetes LMS starten. Stelle Datensouveränität in den Mittelpunkt all deiner SaaS-Verträge. Was für das LMS gilt, gilt auch für dein CRM, ATS oder ERP.
Mein Tipp: Schnapp dir deine Verträge, stell kritische Fragen an deine Anbieter – und mach aus dem Datenschutz-Kapitel kein Albtraum-Szenario.
Und für Anna – ebenso wie für ihre Kolleginnen und Kollegen in Gemeinden, Provinzen und anderen öffentlichen Einrichtungen – gilt eine besondere Verantwortung. Datensouveränität ist kein „Nice-to-have“, sondern eine moralische Verpflichtung. Öffentliche Organisationen müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wer dem öffentlichen Interesse dient, muss auch öffentliche Kontrolle über Daten einfordern.
Fellow Digitals – Wir machen es sicher
Bei Fellow Digitals glauben wir an echte digitale Souveränität. Unsere Plattformen werden komplett in Europa entwickelt und gehostet, sind vollständig DSGVO-konform und nicht den US-Gesetzen wie CLOUD Act oder FISA §702 unterworfen. Ob in Verwaltung, Gesundheitswesen oder Bildung – wir geben dir die volle Kontrolle über deine Daten zurück.
👉 Mehr erfahren auf www.fellowdigitals.com – und entdecke, wie wir deine Daten sicher, geschützt und souverän halten.
Wir freuen uns, unser Wissen mit dir zu teilen
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